„Mein Name ist Far’Odin Dornentänzer. Ich komme aus Quillyana bei den Salamandersteinen und bin auf der Suche nach Abenteuern. Meine Kampferfahrung und meine Landeskunde sind jedoch bescheiden, daher hoffte ich in dieser Gegend einige mutige Männer und Frauen zu finden, die mich auf meinen Reisen begleiten und von denen ich lernen kann.“

Mit diesen wunderbaren Worten habe ich mich im fernen Jahr 2010 meiner ersten Rollenspielgruppe vorgestellt. Ich bin zurzeit ein wenig nostalgisch und blicke zurück auf über ein Jahrzehnt Rollenspielerfahrung. Es hat so unschuldig angefangen, ich wollte es doch nur einmal ausprobieren.

Der erste Kontakt

Ursprung dieses kleinen Hobbys, welches in den folgenden 14 Jahren einen bedeutenden Teil meines Lebens ausmachen würde, war der Wechsel auf eine neue Schule und die Bekanntschaft mit einem heute langjährigen Freund. Dieser Freund erzählte mir von seinen Abenteuern in der Welt des Schwarzen Auges, und das mit solch einer Leidenschaft, als hätte er diese fantastischen Reisen und waghalsigen Scharmützel am eigenen Leib erfahren. Und diese Begeisterung war ansteckend.

Ich hatte bis dato zwar schon einmal von Dungeons&Dragons gehört (wer hat das nicht), habe mich aber nie mit dem Genre der Offline-Fantasy-Rollenspiele auseinandergesetzt. Das Schwarze Auge (kurz DSA) war mir völlig unbekannt. Aber ich war interessiert und es brauchte nur wenige Tage, bis ich mich in die Grundlagen der Spielwelt eingearbeitet hatte.

Besagter Freund war Teil einer festen Gruppe, die sich ein- bis zweimal im Monat zum spielen traf. Die Terminabsprachen und sonstige Kommunikation erfolgte damals über ein eigens eingerichtetes Forum, welches heute zwar nicht mehr genutzt wird, zu meiner Freude aber immer noch online ist. Ein sagenhaftes Archiv meiner Anfangszeit mit diesem Hobby. Ich meldete mich also in dem Forum an und postete im Unterforum Zum einbeinigen Piraten (die Kontaktecke des Forums) eine kurze Vorstellung meinerseits. Kurz darauf wurde ich auch schon zu meinem ersten Spielabend eingeladen.

Wie man dem Text entnehmen kann, hatte ich mir auch schon Gedanken zu meinem Charakter gemacht. Wer sich in der deutschen Fantasy-Literatur auskennt, hat vielleicht schon die Ähnlichkeit des Namens zu einer Figur aus Bernhard Hennens Elfen-Saga erkannt. Ja, Farodin war ein Elf, wie er im Buche steht (wortwörtlich) und mein Charakter Far’Odin Dornentänzer hatte sich nicht weit von seiner Vorlage entfernt. Ein elfischer Bogenschütze, nun ja, in den kommenden Jahren sollte ich noch ein wenig kreativer werden.

Ein Elf im hohen Norden

Am 30. Januar 2010 war es soweit. Der erste Spielabend wird mir wohl immer im Gedächtnis bleiben. Ich wusste nicht, was mich erwartet. Vorab hatte ich mich ein wenig mit dem Spielleiter der Runde ausgetauscht. Er war einige Jahre älter als wir Spieler, die liebevoll als die Kinderrunde bezeichnet wurden (es gab noch eine weitere Runde, die hier aber nur am Rande erwähnt sei), und hatte bereits über 20 Jahre Erfahrung als Spielleiter und Spieler vorzuweisen. Im Grunde ging es dabei jedoch nur darum, was für einen Charakter ich spielen wollte.

Nun saß ich also da in der kleinen Wohnung unseres Spielleiters, inmitten von Leuten, die ich nur vage aus der Schule kannte und zwei völlig unbekannten Gesichtern. Mein erstes Abenteuer war direkt ein Schwergewicht der DSA-Geschichte. Folge dem Drachenhals bildet den Auftakt der Phileasson-Saga, in der zwei Kapitäne aus Thorwal in einem Wettstreit um die Welt segeln und sich dabei verschiedenen Aufgaben stellen. (Kleiner Fun-Fact am Rande: Ich habe erst beim Schreiben dieses Artikels bemerkt, dass der Autor dieses Abenteuers eben jener Bernhard Hennen ist, dessen Figur meinem ersten Charakter als Vorbild diente.)

Mit von der Partie waren neben dem Spielleiter und dem unglaublich fähigen Waldelfen Far’Odin noch eine bunt zusammengewürfelte Gruppe an Abenteurern aus ganz Aventurien. Da war zum einen Berethor, der rauflustige Söldner mit mehr Hirn als Verstand, Farah, die Firnelfe, ebenso schön wie begabt, Zoe, die Streunerin, die als junge getarnt ihre Identität verbarg, und zu guter Letzt ein begnadeter Kampfmagier, dessen Name mir einfach nicht mehr einfallen will.

Der Einstieg war einigermaßen seltsam. Offenbar hatte die Gruppe zuletzt beschlossen im Schnee das Rudern zu üben, um für die kommende Seefahrt gewappnet zu sein. So wandert Far’Odin ohne rechten Plan oder Hintergrundgeschichte durch die schneebedeckten Landschaften Thorwals und sieht vier Gestalten auf einem morschen Baumstamm durch den Schnee rudern. Kurzentschlossen wird die Gruppe also nun um ein weiteres spitzohriges Mitglied ergänzt.

Das erste Abenteuer

Ich weiß nicht mehr, wie lange wir an diesem Tag zusammensaßen. Es waren viele, viele Stunden, zumindest für jemanden, der keine Ahnung hatte, wie langwierig solche Sessions sein können. Doch zu keinem Moment kam Langeweile auf. Die ungleiche Gruppe segelte mit Phileasson Foggwulf in den hohen Norden, schlug sich durch Eisberge und Gletscher und reisten mit einem Eissegler über die weiten Ebenen des frostigen Nordens (hier verdiente sich unser Söldner den Ehrentitel Ankerwerfer, als er meinte in voller Fahrt eine Vollbremsung hinlegen zu müssen und dabei den Segler zerstörte). Sie fingen einen zweizahnigen Kopfschwänzler und bestiegen den Himmelsturm (in dem der Söldner wieder für Chaos sorgte, da er die Finger nicht von dem Gong lassen konnte).

Es war ein Heidenspaß. Leider muss ich sagen, dass mein erster Charakter recht schnell ein unrühmliches Ende fand. Beim eskortieren einer Karen-Herde durch die Nivesenlande wurde die Gruppe von einem Drachen angegriffen. Eindeutig ein zu starker Gegner für die noch junge Heldengruppe. In einem Anflug von heldenhaftem Mut (oder war es Naivität) blieb Far’Odin zurück um seinen neuen Freunden die Flucht zu ermöglichen. Der Magier, dessen Name mir zum Verrecken nicht mehr einfallen will, unterstütze den lebensmüden Elfen bei seinem Kampf. Nachdem der Spielleiter mehrmals mit dem Zaunpfahl (und schließlich mit dem ganzen Zaun) gewunken hatte, blieb ihm nichts anderes mehr übrig, als die beiden tapferen Helden für tot zu erklären.

Auch wenn Far’Odin hier (vermeintlich) das zeitliche gesegnet hatte, war doch ein Feuer entfacht, ein Feuer, das mein ganzes Leben auf den Kopf stellen würde. Meine Leidenschaft für dieses Hobby hat mich nun 14 Jahre begleitet. Es war eine Zeit mit Höhen und Tiefen. Ich habe neue Freunde gefunden und den Kontakt zu anderen verloren. Ich habe viele Abenteuer erlebt und auch selbst geschrieben, sogar irgendwann für den Uhrwerk-Verlag. In kaum ein anderes Hobby habe ich so viel Zeit und Energie gesteckt.

Mein Name ist Far’Odin Dornentänzer. Als ich diese Worte damals schrieb war ich nur ein wenig neugierig. Ich wollte nur mal ein wenig in das Hobby reinschnuppern. Nie hätte ich vermutet, was daraus schließlich werden würde.


So viel zu meinen Anfängen. Die Phileasson-Saga habe ich übrigens nie weitergespielt. Ich hoffe immer noch darauf, eines Tages wieder mit einer DSA-Gruppe zusammenzukommen und diese Reise erneut anzutreten. Bis dahin vertreibe ich mir die Zeit mit weiteren Artikeln zu meiner Rollenspiel-Geschichte. Im nächsten Teil geht es um meine liebsten Charaktere, aber auch um die negativen Seiten, die dieses Hobby für mich mitgebracht haben.

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